ADAC Luftrettung: Windenmanöver beim Hamburger Hafengeburtstag

Foto: ADAC Luftrettung/René Spielmann

Anspruchsvolle Seenotrettung beim Hamburger Hafengeburtstag 2022: Die gemeinnützige ADAC Luftrettung versorgt mit einem Rettungshubschrauber mit Rettungswinde Schiffbrüchige im Rahmen der Demonstration „SOS – Retter in Aktion“. Bei der Veranstaltung zeigen die fliegenden Gelben Engel gemeinsam mit Feuerwehr, Polizei, Bundeswehr, Hamburg Port Authority (HPA), Deutscher Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) und Technischem Hilfswerk (THW) ihr erfolgreiches Zusammenspiel beim Rettungseinsatz nach einer Havarie mit Menschen in Seenot. Die ADAC Luftrettung ist seit mehr als 30 Jahren in Hamburg stationiert und ein wichtiger Pfeiler des öffentlich-rechtlichen Rettungsdienstsystems in der Region und darüber hinaus.

Die Demonstration ist für alle Zuschauenden kostenlos und findet vorbehaltlich stabilen Wetters an zwei Terminen (Samstag, 17. September, um 13 Uhr und Sonntag, 18. September, um 11:45 Uhr) am Anlieger bei den Landungsbrücken statt. Als Moderator wird Ingo Lorenz, Regionalleiter Medizin Nord bei der ADAC Luftrettung, alle Abläufe erläutern. Die Elbe ist während der Demonstration komplett gesperrt.

Das Einsatzszenario bei „SOS – Retter in Aktion“: Nach der Explosion auf einer Schute (Transportschiff) der HPA gehen zwei Besatzungsmitglieder über Bord. Die Wasserschutzpolizei bringt mit einem Helikopter zwei Rettungstaucher, um die Schiffbrüchigen zu bergen. Zwei Polizeiboote sichern den Unfallort ab, ein weiteres rettet die Verunglückten und Rettungstaucher. Dann bricht Feuer auf der Schute aus. Die Feuerwehr bringt mit einem Boot zwei Feuerwehrleute, die die Lage auf der havarierten Schute einschätzen sollen, und beginnt von einem Löschboot aus mit den Löscharbeiten.

Dann wird der ADAC Rettungshubschrauber angefordert, um einen Notarzt am Unfallort abzusetzen. Der Pilot bringt den Notfallmediziner zum ebenso hinzugezogenen Seenotkreuzer „Hamburg“ der DGzRS, zu dem er per Rettungswinde abgeseilt wird (Fachbegriff: Abwinchen). Dabei dirigiert ein speziell ausgebildeter Rettungssanitäter (Technical Crew Member Helicopter Hoist Operator, kurz TC HHO) den Piloten und steuert die Rettungswinde.

Es folgt eine weitere Explosion auf der Schute. Zwei Feuerwehrleute retten sich auf eine Rettungsinsel der DGzRS und werden von dort mit einem Helikopter der Bundeswehr geborgen. Nachdem alle Verunglückten versorgt sind und das Feuer gelöscht ist, errichtet das THW eine Ölsperre zur Beseitigung von Umweltschäden.

Für Einsätze mit Rettungswinde ist die ADAC Luftrettung speziell ausgerüstet, um Menschen in Not versorgen zu können, wo ein Rettungswagen nicht hinkommt, etwa in Wasser oder Watt, auf Containerbrücken oder Kränen. Regelmäßige Windentrainings stellen sicher, dass die Crews ihre Windenkompetenz erweitern und spezifische Einsatzroutine stärken. Aktuell sind die Maschinen an fünf Standorten mit einer Rettungswinde ausgestattet: Murnau, München, Straubing, Sande und Imsweiler. Die Zahl der Einsätze mit Rettungswinde ist über die Jahre gestiegen. 2022 waren es insgesamt über 400, von denen rund zehn Prozent im Zuge der Ahrtal-Hochwasserkatastrophe erfolgten.

Das Zuhause der fliegenden Gelben Engel in der Hansestadt ist seit 1990 am BG Klinikum Hamburg-Boberg. Der ADAC Rettungshubschrauber „Christoph Hansa“ und die Crews übernahmen anfangs ausschließlich Sekundäreinsätze, also Intensivtransporte oder Verlegungsflüge zwischen zwei Krankenhäusern. Inzwischen zählen auch Primäreinsätze zum Einsatzspektrum. Das sind Rettungseinsätze, bei denen der Notarzt auf schnellstem Weg zum Patienten gebracht wird. Seit Frühjahr 2022 ist eine größere und leistungsstärkere Maschine vom Typ H145 von Airbus Helicopters als „Christoph Hansa“ unterwegs, um dem steigenden Bedarf an Intensivtransporten gerecht zu werden. Das Modell kann mit einer Rettungswinde ausgerüstet werden.

Die Hamburger Crews stellen drei Piloten der ADAC Luftrettung, denen der Stationsleiter Michael Gomme vorsteht, und vom BG Klinikum 15 Notärzte, geleitet von Dr. Tim Lange, sowie Rettungsfachkräfte, geleitet von Jörn Öllrich. Die Einsatzbereitschaft beginnt täglich um 8 Uhr und dauert bis Sonnenuntergang, spätestens 21 Uhr. Hubschrauberführende Leitstelle ist die Rettungsleitstelle der Feuerwehr Hamburg (Notruf 112).

Von Januar bis August 2022 wurden die fliegenden Gelben Engel aus Hamburg schon 990-mal angefordert, im Jahr 2021 rückten sie insgesamt 1.454-mal aus. In Summe haben sie bislang bereits 37.741 oft lebensrettende Einsätze übernommen.